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Long Story Short

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Eine Kunstgeschichte aus der Sammlung Brandhorst von den 1960er-Jahren bis zur Gegenwart

23.10.2025 - 31.01.2026

Museum Brandhorst

Erstmals seit seiner Eröffnung 2009 widmet sich das Museum Brandhorst mit „Long Story Short“ einer chronologischen Präsentation der Sammlung. Die Ausstellung vereint annähernd 80 Werke von über 30 Künstler:innen aus der Sammlung Brandhorst, darunter bedeutende Neuerwerbungen wie Martine Syms’ „DED“ (2021) sowie über 20 bisher noch nie gezeigte Arbeiten, etwa von Jacqueline Humphries, Laura Owens und Giulio Paolini.

Kunstgeschichte(n)

Der Bestand des Museums ist seit seiner Eröffnung von 800 auf über 2000 Werke angewachsen und verwebt zahlreiche Erzählstränge aus der Kunst der Gegenwart und jüngeren Vergangenheit, die punktuelle wie tiefgreifende Einblicke in die Kunstproduktion der letzten 70 Jahre, vor allem in Europa und im US-amerikanischen Raum, geben. Anstatt einer vermeintlich vollständigen Geschichte dieses Zeitraums reihen sich in „Long Story Short“ ausgewählte Strömungen, ästhetische Fragestellungen und künstlerische Positionen von den 1960er-Jahren bis heute zu einer Perlenkette einzelner Kunstgeschichten.

Kunst als Spiegel der Gesellschaft

Neben formalen Entwicklungen und Zäsuren geht es immer auch darum, wie Kunst auf historische Ereignisse, gesellschaftliche Veränderungen und technologische Innovationen reagiert und sie im künstlerischen Prozess reflektiert. Welche Auswirkungen hatte das Wirtschaftswunder auf den Umgang von Künstler:innen mit Materialien? Was bedeutete die Politisierung der Gesellschaft in den 1960er-Jahren für Künstler:innen? Auf welche Weise hat die Digitalisierung die Produktion von Kunst verändert?

Von den 1960er-Jahren bis in die Gegenwart

Jeder Raum ist dabei eine eigene Ausstellung für sich, erzählt einen spezifischen kunsthistorischen Moment im Kontext seiner Zeit oder widmet sich einer ausgewählten Werkgruppe einzelner Künstler:innen: Beginnend mit der prozesshaften Materialreflexion der Arte Povera (mit Werken von Jannis Kounellis, Marisa Merz, Mario Merz und Giulio Paolini) und der formalen Reduktion des Minimalismus (unter anderem bei Richard Tuttles spielerisch-geometrischen Formen) über die konzeptuelle Fotografie der späten 1970er-Jahre (Victor Burgin) und die intensiven Auseinandersetzungen mit Körper, Geschlecht und Identität im Kontext der 1980er-Jahre (unter anderem bei Georg Herold und Rosemarie Trockel) bis hin zum richtungsweisenden Malereidiskurs der 1990er-Jahre (mit Charline von Heyl, Albert Oehlen, Laura Owens und anderen) entsteht so ein Kaleidoskop kunsthistorischer Erzählungen der jüngeren Vergangenheit. Die Auseinandersetzung mit digitalen Medien und Technologien – etwa bei Kerstin Brätsch, Mark Leckey, Jacqueline Humphries oder Sondra Perry – reflektiert einen Aspekt künstlerischer Produktion der Gegenwart und bildet einen offenen Schlusspunkt.

Die Ausstellung macht die vielfältigen Ausdrucksformen und ästhetischen Strategien der Kunst als Teil eines historischen Gefüges erfahrbar. Sie zeigt, wie Kunst nicht isoliert existiert, sondern in einem ständigen Austausch mit ihrer Zeit, mit politischen, sozialen und technologischen Entwicklungen steht, diese in freier Weise reflektiert und damit ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft ist.

Kunst entdecken

Die Bandbreite der Exponate reicht von monumentalen Arbeiten wie Mark Leckeys zehn Meter hoher aufblasbarer Skulptur „Inflatable Felix“ (2020) – dem ersten Fernsehbild der Geschichte als Pop-Ikone – bis hin zu André Caderes nur 29 Zentimeter langem, handbemaltem Stab „Barre de bois rond“ (1976), der einst in fremde Ausstellungen geschmuggelt wurde.

Dazwischen entfaltet sich ein Panorama künstlerischer Strategien, die ebenso überraschend wie sinnlich erfahrbar sind: Marisa Merz verwandelt in dem Schwarzweißfilm „La conta“ (1967) eine alltägliche Küchenszene in ein feministisches Manifest, Victor Burgin inszeniert in „Zoo 78“ (1978) das geteilte Berlin als „Stadt des Geistes“, und Jacqueline Humphries lässt ihre „Black Light Paintings“ (2005) im Dunkeln erstrahlen – Malerei, die sich selbst zum Leuchtkörper macht und im Museum Clubatmosphäre erzeugt. Mit Martine Syms’ monumentaler Videoinstallation „DED“ (2021) trifft schließlich eine neue Generation auf die Gegenwart: Ihr digitaler Avatar durchwandert eine endlose Landschaft aus Schmerz, Humor und Wiedergeburt – ein eindrücklicher Kommentar zu Körper, Medien und Selbstbild im 21. Jahrhundert.

Mit Werken von

Kerstin Brätsch, Victor Burgin, André Cadere, DAS INSTITUT (Kerstin Brätsch und Adele Röder), Walter De Maria, Wade Guyton, Georg Herold, Charline von Heyl, Jacqueline Humphries, KAYA (Kerstin Brätsch und Debo Eilers), Jannis Kounellis, Michael Krebber, Louise Lawler, Mark Leckey, Mario Merz, Marisa Merz, Albert Oehlen, Kayode Ojo, Laura Owens, Palermo, Giulio Paolini, Sondra Perry, Sigmar Polke, Seth Price, Amy Sillman, Frank Stella, Martine Syms, Niele Toroni, Rosemarie Trockel, Richard Tuttle, Cy Twombly, Franz West

(Text: Museum Brandhorst)

Öffnungszeiten: Di. - So. 10 - 18 Uhr, Do. 10 - 20 Uhr
Dauer: 90 min.
Preis: Diese Führung können Sie einzeln oder als Gruppe zu einem individuellen Termin buchen. Unsere Preise richten sich nach Gruppengröße und Führungsdauer.